Ein neuer Turm für Soest
Studie / 2002
Ist es denkbar, in dem historischen Stadtkern einen neuen Turm zu bauen? Und wenn ja, wie sähe er aus ?
Um sich dieser Frage zu nähern, ist es wichtig, das jetzige Stadtbild historisch als eine aktuelle Momentaufnahme zu betrachten: Als Zwischenergebnis einer jahrhundertelangen Baugeschichte mit vielen sich ergänzenden Architekturen. Der mittelalterliche Stich und die heutige Situation zeigen, dass Türme das Stadtbild entscheidend prägen. Sie demonstrieren, dass die mittelalterliche Stadt Stadtbaukunst mit dominierenden Einzelbauwerken ist. Die Türme symbolisieren bis heute die ehemalige wirtschaftliche Macht und das geistig kulturelle Niveau seiner Erbauer. Das mittelalterliche Stadtbild stellt eine hohe kulturelle Leistung dar, die es gilt in ihren Strukturen zu erhalten und weiter zu entwickeln.
Geschichte und insbesondere Baugeschichte als Wissenschaft sieht immer den Blick zurück aber auch den Blick nach vorn. Sie sieht die Stadt als ein lebendiges Gebilde und sucht nach Gesetzmäßigkeiten, die ein solches Stadtbild hervorgebracht haben und die die zukünftige Weiterentwicklung des Stadtbildes mit gleicher Qualität gewährleisten können. Geschichtsbetrachtung, die ein Stadtbild als endgültiges, sich nicht mehr weiterentwickelndes Gebilde betrachtet, mumifiziert eher, als dass sie zukünftige Entwicklungen positiv begleitet.
Unter diesem Aspekt wäre der Bau eines neuen Turmes mit richtungsweisenden Qualitäten eher eine Selbstverständlichkeit als eine Provokation. D. h. wenn es einen Grund gäbe, so ein Bauvorhaben zu realisieren, dann sollte man ihn unbedingt bauen. Die vorliegende Studie eines Archäologiemuseums zeigt, dass es denkbar ist, wenn bestimmte Parameter berücksichtigt werden.
Der Turm sollte sich mit seinen Proportionen im Bereich der historischen Türme bewegen. D. h. Querschnitt und Höhe sollten nicht größer sein als diese. Seine äußere Gestalt, seine Architektur sollte zukunftsweisend sein. Nicht der Abklatsch einer normalen Bürofassade, sondern neue, richtungsweisende konstruktive und gestalterische Ansätze entsprächen den historischen Vorbildern.
Es böte sich die Chance, ein architektonisches und städtebauliches Zeichen moderner Weiterentwicklung des Stadtbildes in Rahmen des historischen Kontextes zu setzen.
Das Archäologiemuseum gliedert sich in 2 Teile:
1. Den unterirdischen Museumsteil, direkt unter dem Petrikirchplatz, dem historischen Ort für die hier befindlichen prähistorischen Ausgrabungsgegenstände.
2. Den Turm für jüngere Funde, sowie Einzelthemen wie z. B.: die Französiche Capelle oder jüngere Ausstellungen.
Durch den unterirdischen Museumsteil würde der Petrikirchplatz als Platz erhalten bleiben und fußläufig gestaltet werden. Das Museum selber wäre so durch die Absenkung direkt am Ort der historischen Funde. Der Turm, der aus dem Lichthof des unterirdischen Teiles entwächst, einhaltet jüngere Funde und Ausstellungstücke. Durch seine Form demonstriert er diesen neueren zeitlichen Abschnitt.
Die Konstruktion des Turmes ist richtungsweisend. Es wäre der erste Turm komplett aus Glas. Alle konstruktiven Bauteile wie Decken, Wände und Stützen sind aus diesem Baustoff. Neue Techniken, wie transparente Faserarmierungen des Glases, erlauben gleiche Materialeigenschaften wie bei heutigem Stahlbeton. Elektrostatische Eigenschaften der Fassadengläser erlauben es, diese für die unterschiedlichsten Eigenschaften einzustellen. Sonnenschutz, farbige Tönung, passive Nutzung der Sonnenenergie, Medienfassade.